ready for departure
Mein digitaler Flugplatz

Im April, Mai und Juni 24...

Schietwetter im Anflug...

Wie jedes Jahr steht der Jahreskontrollflug an. Ecoflight will wissen, ob ich immer noch "airworthy" bin. Zudem will auch der Bund im Zweijahresrhythmus  wissen, wie oft ich denn im letzten Jahr unterwegs war. Und natürlich will auch er nochmals unabhängig geprüft haben, ob ich noch airworthy bin und setzt auch nochmals einen Flug mit einem Fluglehrer voraus. Und als ob das noch nicht genug Kontrolle wäre, will ich gerne mal mit den neuen Fliegern der Ecoflight unterwegs sein, den Bristell B23. Und darf ich das einfach so? Nein. Ich brauche eine Einweisung. Von den drei genannten Unterweisungen bei einem Fluglehrer macht die letzte am meisten Spass - aber die anderen beiden müssen halt gemacht werden. Sicherheit und so. Und irgendwie müssen all die frühpensionierten Piloten bzw. Fluglehrer noch Ihre Pension aufbessern. Von einem gewissen Standpunkt aus gesehen also alles fair und richtig so.

Wie könnte es auch anders sein; Ich melde mich bei Urs mit all meinen Pendenzen. Er freut sich und wir machen ein paar Termine aus. Die ersten fallen sprichwörtlich in's Wasser. Dann bin ich mal noch in den Ferien. Dann fallen wieder Termine in's Wasser. Anfang Mai bekomme ich dann wirklich 15 Minuten Flugzeit in der Bristell. Nach 15 Minuten ist dann aber wegen dem Wasser von oben auch wieder Schluss. Der Flug war dann auch gleich ein Adrenalin-Flug, bei welchem ich froh war, dass einer mit Ahnung nebenan sass. Ich will gar nicht zu sehr in die Details gehen, aber wenn man in der Linthebene auf dem Nachhauseweg auf knapp 2500 Fuss die Autobahn fast nicht mehr sieht, dann auf dem Funk nur noch Rauschen zu hören ist dann geht einem schon mal die Düse. Ich hab's offensichtlich überlebt, denn ich schreibe hier ja den Bericht. Am Ende des Tages haben wir immerhin das meiste vom Papierkram (Anleitungen lesen, Zahlen auswendig lernen usw) erledigt, die "Airtime" haben wir noch nicht viel gehabt. Aber der erste Eindruck: Wow. Im Vergleich ist der Breezer wie ein Fiat Panda was die Beschleunigung angeht. Rein vom Platz für die Crew ist nicht viel passiert. Ist immer noch kein Wohnzimmer mit Flügeln, aber eine Spur geräumiger. Und "modischer" angezogen. Gepäck könnte man sogar auch noch ein bisschen was in den Flügeln verstauen. Alles in allem also schon ein Upgrade. Auch preislich, natürlich. Ich muss zwar schon nicht von Wasser und Brot leben, aber die dritte Büchse Kaviar lasse ich beim Champagnerfrühstück ab jetzt vielleicht weg. Item, wir machen natürlich weitere Termine ab - einer fällt in's Wasser, beim zweiten ziehen wir den Flieger immerhin vor den Hangar und lassen ihn dort sauber regnen. 

Es ist mittlerweile Ende Mai, und zum Geburtstag entzieht mir Ecoflight die Alleinflugerlaubnis. Merci, gäll. Urs hat zwei Wochen Ferien, aber das Wetter hat eh nur Regen im Programm. Lohnt sich also nicht, da auf einen anderen FI zu zu gehen. Damit sich mein Konto nicht zu sehr an das auf einmal nicht mehr in der Aviatik versickernde Geld gewöhnt kaufe ich mir eine Breitling. Damit wäre zumindest mal diese Baustelle im Griff. Nächster Versuch für einen Flug am Freitag 07.06. - Wetterbericht sagt Regen voraus. Verfi%&!!! Versc*%!/X!!! Gopfe%ç*"!!! AAAAAARRRRRRGGGGGGHHHHH!!!

Guess what? Freitag: Scheisswetter. Dienstag: Scheisswetter. Donnerstag: DER EINZIG GUTE TAG SEIT WOCHEN! Und alle Bristells/Bristellen/Bristellii reserviert. Mir reicht's. Mit Urs mache ich ab, dass ich den Jahreskontrollflug halt nochmals mit dem Breezer mache - von denen hat's immerhin noch einen freien im Hangar. 


13.06.24 Nach em Räge schint Sunne, nach em Briegge wird glacht...

Und wer hätte damit gerechnet - das Wetter hält was es verspricht. Sonne, paar Wölkchen und ein bisschen Wind. Alle Flieger stehen vor dem Hangar, sowohl bei der Ecoflight als auch bei der Motorfluggruppe. Ein kurzes Briefing mit Urs, was heute auf dem Programm steht (Notlandungen, Strömungsabriss, Motorausfall, normale Landungen, Langsamflug, ...). Halt all das, was man sonst eher nicht so macht, aber im Notfall gerne auswendig wüsste/könnte. Heute speziell; ein grosser Teil des Schweizer Luftraums ist gesperrt. Auf dem Bürgenstock hocken ein paar Politiker zusammen und meinen, sie können den Ukrainekrieg dort oben irgendwie beeinflussen. Was sie aber auf jeden Fall können: Mich beeinflussen. Aber man kann ja ausweichen. Zumindest wenn man kein Giftzwerg von der SVP ist

Der SVP zu liebe flogen wir dann nach dem Start nach rechts statt nach links in Richtung Walenstadt. Über dem Walensee starteten wir mit dem Langsamflug und einer S-Kurve. Der Herr neben mir hatte nichts anzumerken. Weiter geht's mit einem Strömungsabriss in Richtung Sargans, wo der Motor anscheinend anfing zu stottern und dann spontan den Geist aufgab. Jegliche Reanimatonsversuche schlugen fehl, bis nach Bad Ragaz wär's noch zu weit gewesen und so schickte ich mich an, den Vogel zwischen Mels und Flums in's Gemüse zu schiessen. Das geht recht gut von der Hand, auch hier hagelt es keine Kritik vom Tariergewicht neben mir. Zurück in Richtung Walensee, wieder mit Strömungsabriss. Heute ist scheinbar echt der Wurm drin... 

Auf Höhe Quinten vernehmen wir eine hochdeutsche Stimme am Funk, welche offenbar jemandem in einem schnellen und grossen Flieger gehört - denn er meldet, dass er im Downwind auf Runway 01 sei. Wir sehen ihn, aber er ist noch nicht mal so richtig im Kanton Glarus angekommen, sondern überfliegt gerade Bilten. Ein Segelflieger hängt sich hinten an ihn ran und wir entscheiden, dass wir denen jetzt erst mal ein bisschen Platz lassen. Ausserdem wollen wir dem Business Jet (eine Falcon 900) bei der Landung zuschauen, denn der entscheidet sich, dass er den Anflug für Flugzeuge unserer Grössen- und Geschwindigkeitsordnung machen will. Das werden enge Kurven. Er packt das perfekt und hatte dabei sicher einen Heidenspass. Wir wollen es ihm gleich tun und schreiten zu unserem letzten  in-air Programmpunkt: Landungen. Zwei ohne Motor und eine ohne Flaps. Die erste kommt zu kurz, die zweite zu lang (es reicht beide male aber auf die Piste) und die ohne Flaps kommt sogar recht gut - im Schnitt sind wir zufrieden. Im Debriefing besprechen wir alles nochmals und befinden beide, dass das alles eigentlich ziemlich gut war. Schönes Ding, zumindest aus Sicht von ecoflight darf ich wieder ein ganzes Jahr ihre Flieger fliegen. Wenn sie denn verfügbar sind. Und das Wetter mitspielt. Und ich im Büro fehlen kann. Jetzt muss ich noch ein paar Stunden reinquetschen, um auch das BAZL happy zu machen...


05.07.24 Nach dem Feierabend rasch nach Arosa und zurück

Bristell im Final über der Antonow

Seit dem Jahreskontrollflug sind doch schon wieder ein paar Tage vergangen. Verregnete oder verwindete Tage in denen zwar Reservationen für einen Flieger bestanden hätten, aber die ich dann z.T. sogar erst auf dem Platz storniert habe. Den Wettergott fordere ich für den Lizenzerhalt dann doch noch nicht heraus. Mittlerweile hat Urs seinen Auslandflug hinter sich gebracht und wäre wieder verfügbar für die Umschulung auf den Bristell - aber jetzt sind die Bristells natürlich alle in Dauerreservation für einen zweiwöchigen SPHAIR-Kurs. Ich könnt kotzen. Aber es tut sich ein kleines Fensterchen in Form eines Breezers auf: Zulu Delta wäre am heutigen Freitagabend ab 18:00 Uhr frei - ist zwar kein Bristell, aber langsam wird's eng mit den Stunden. Ich brauch ja noch ne handvoll davon bis Ende Monat. Also sofort reservieren, denn das Wetter spielt grad mit - und weil ja eigentlich Sommer wäre, bleibt's lange hell! Urs braucht sich dazu nicht nach Mollis zu bequemlichen, den Breezer kann ich auch alleine bändigen. Eine Route habe ich schnell zusammen gewürfelt: Mollis - Walenstadt - Taminatal - Arosa - Chur - Walenstadt - Mollis. Dauert ne gute Stunde, aber viel länger will ich die Helligkeit eh auch nicht herausfordern.

Als ich am Hangar ankomme, steht Zulu Delta sogar schon draussen, denn der Vorreiter kam schneller zurück. Er ist grad beim Debriefing mit seinem Fluglehrer, welcher mich den aktuellen Tankinhalt wissen lässt. Nachschauen kann ich ihn nicht selber, da irgendwer den Dipstick (den Lineal aus Alu, der den Tankfüllstand anzeigt) "verloren" hat. Ich merke mir die Zahl, schlurfe zurück und fülle soviel Benzin nach, damit ich am Schluss die errechnete Menge für meinen Ausflug drin hab. Da aber nebenan noch zwei einen anderen Breezer satteln, leihe ich mir zur Sicherheit rasch deren Stick aus. Und siehe da, sowohl meine Zapfkünste als auch die überlieferte Zahl sind nahezu perfekt. Gerade mal einen Liter daneben bin ich. Passt aber, ich hatte eh zuviel eingerechnet - nicht zuletzt für solche Überraschungen wie diese.

Über Arosa

Die Uhr zeigt kurz vor 18:00 Uhr, die beiden anderen klettern gemächlich in ihr Flugzeug. Ich entscheide mich spontan zur Eile, da ich lieber noch vor denen raus will - bei meinem Glück in den vergangenen Monaten explodieren die noch auf der Piste und ich kann wieder keine Stunden machen. Also schwinge ich mich in's Cockpit und überhole sie irgendwo zwischen dem Motorstart und dem Radiocheck. Ersteren machen sie vor mir, aber ich erwische sie dann kalt beim Radio Check. Da ich niemanden neben mir zum plaudern habe, bin ich schneller ready und erzähle am Funk, dass ich nun zur Intersection Charlie holpern werde. Zur Antwort kriege ich von einem SPHAIR-Fluglehrer, dass er gerade im Downwind sei und landen werde. Pfff. Mir doch egal. Schliesslich bin ich ja der schnellste Taxi-Fahrer von Mollis. Endlich zahlt sich mein flinker Fahrstil aus - auch wenn ich deswegen kein Foto von der Antonow AN-2 machen kann, die sich zu meiner Verwunderung beim Segelflughangar eingenistet hat. Ich düse zum Holding Point und höre am Funk, wie sich meine Hintermänner jetzt gedulden müssen, bis der Touch&Go vom SPHAIRler durch ist. In dieser Zeit mache ich meinen RunUp und bin damit schon durch, als meine Nachfahrer sich hinter mir einreihen. Kollege Sphair ist wieder im Downwind, ich liniere auf und bin schon über dem Walensee, als weeeeeit hinter mir der nächste startet.

Die Luft ist ruhig, ein paar Wölkchen beleben den Himmel, der Freitagabend ist so richtig gut. Der Wetterbericht hat für morgen Föhn angesagt, vielleicht merke ich davon ja schon etwas wenn ich im Rheintal bin. Aber hier über dem Walensee ist "smooth sailing" angesagt. In Bad Ragaz resp. um den Platz herum ist tote Hose. Ein verirrter Heli erzählt was von seinem Weg weit unter mir hindurch, aber damit wir uns treffen müsste er arg am Hebel reissen und ich brutal viel Gegenwind bekommen. Also weiterhin keine Probleme. Vom Föhn keine Spur, ich biege in's Taminatal ein. Eigentlich will ich ja nur mal zum Stausee spienzeln, weil's die letzten Wochen so geschüttet hat. Und - wenig überraschend - ist er randvoll. Ich frage mich kurz, was ich denn anderes erwartet hätte, quittiere mir meine Frage aber mit einem Schulterzucken und schaukle weiter in Richtung Alpen. Jetzt sehe ich zumindest etwas vom Föhn, an den Südalpen bauen sich die Wolken auf. Aber der Druckunterschied ist noch zu gering, als dass mich der Wind schütteln könnte. Imposant anzusehen ist es aber trotz der Entfernung alle mal. Ich murmle den Wolken ein triumphierendes "heute nicht!" zu, als ich über Reichenau nach links in Richtung Chur schwenke und dann sogleich wieder nach rechts ins Schanfigg. Am Ende des Tals liegt Arosa, meine Zwischenetappe. Ich erspähe etwas blaugrünes unter mir, was sich nach kurzer Zeit als startender Gleitschirm herausstellt. Aber der ist so weit unter mir, dass ich ihn prompt ignoriere. Schliesslich bin ich in etwa auf gleicher Höhe mit der Beiz auf dem Weisshorn und so viel Thermik hat der da unten auf seiner Luftmatratze auch wieder nicht. In einem weiten Bogen überziehe ich die wohlhabenden Arosner Kurgäste mit meinem Fluglärm und weil die Abendsonne meine rosigen Wangen grad so schön wärmt, entschliesse ich mich noch zu einem Rundumblick über dem Cunggel. Im Gegensatz zum Rest der Welt lache ich mich krumm über den Namen, aber das liegt wohl an meinem spätpubertären Zwangsvulgarismus. 

Zurück geht's jetzt via Chur über den Walensee nach Mollis. Irgendwo in der Nähe von Weesen habe ich Funkkontakt mit der Heimat und höre die beiden im Breezer, welcher nach mir gestartet ist schon im Downwind auf Piste 19. Aha - der Föhn macht sich langsam bemerkbar. Als ich über dem Platz bin hängt der Windsack recht lustlos herunter. Ich entscheide mich trotzdem für Piste 19, denn irgendwas werden die anderen beiden ja vorher gesehen haben. Ausserdem bin ich die 19 schon länger nicht mehr angeflogen. Klappt dennoch alles wie am Schnürchen und die Landung war echt nicht schlecht. Ich höre zwar Urs in den Ohren irgendwas faseln von wegen Mittellinie war nicht in der Mitte, aber das blende ich gekonnt aus. Jetzt noch rasch die anderthalb Kilo Fauna abwaschen und dann ab nach Hause - Portugal spielt gegen Frankreich.

 






09.07. / 11.07 Difference Training B23

Endlich! Ein paar schöne Tage am Stück! Ich ergreife die Chance und hinterlasse im Büro einen Flickenteppich auch Abwesenheiten - aber dafür geht's vorwärts mit der "Einschulung" auf die B23. Am Dienstag und Donnerstag hat sich Urs jeweils einen halben Tag für mich und HB-KTM Zeit genommen um uns einander vorzustellen. Klar, es ist immer noch ein Flugzeug mit einem Propeller, zwei Sitzen und drei Rädern. Aber dennoch gibt's einige Unterschiede. Ein paar davon wären, dass die Bristell einen stärkeren Motor und grössere Tanks hat. Richtig, mehrere Tanks. Also zwei Tanks in den Flügeln anstatt dem einen auf den Knien wie beim Breezer. Weiter hat's mehr Elektronikfirlefanz drin und die maximale Zuladung ist 150 kg höher. Trotz den eigentlich geringen Unterschieden gibt's dennoch eine Lernkurve - und wenn's draussen 30°C hat, wird die nicht unbedingt flacher. Trotzdem machen wir an beiden Tagen je zwei Flüge und ich lerne nebst den Basics auch das Flugverhalten kennen. Ein Sportwagen im Vergleich zum Breezer, dabei dennoch gutmütig im Umgang. Säuft aber auch knapp 50% mehr Benzin und greift dementsprechend tiefer in's Portemonnaie - aber mein Hobby ist ja so oder so teuer, da muss man das einfach weg nicken. Am Dienstag machen wir einen "Ausflug" via Ricken in's Toggenburg, welches wir bei Grabs wieder in Richtung Walensee verlassen. Geradeaus geflogen bin ich da relativ selten, wie's der Flightradar schön aufgezeichnet hat:



Am Donnerstag ging's in aller Herrgottsfrühe (also halb neun) wieder weiter mit Landetraining in Mollis und Notlandeübungen im Gelände und auf dem Platz. Ging alles recht gut von der Hand - ausser dass ich mich in meine "Lehrjahre" zurückversetzt fühlte beim konstanten "rächte Fuess. Rächte Fuess, Marco. RÄCHTE FUESS! MARCO! GOPF! MEEH RÄCHTE FUESS....!". Hach, ja. Was soll ich sagen. Recht hat er halt schon, der liebe gute Urs. Gegen Ende hin hab ich ihm's dann langsam geglaubt. Im Debriefing meinte er aber immerhin versöhnlich, dass ich die Maschine bereits gut im Griff hätte und gute Fortschritte mache. Also soweit alles richtig gemacht. Und ein Blick in's Flugbuch verrät: Die Mindeststunden sind in Griffweite. Nächste Woche gibt's dann noch Training auf kurzen Plätzen (Wangen-Lachen und Bad Ragaz) und ein paar Solo Landungen. Das wär's dann glaubs aber auch langsam mit dem Difference Training auf die "BRM Aero Bristell B23".


15.07.24 Difference Training B23

Häuptling Gesichtsmatratze mit rituellem Federschmuck, die PC-6 hinter sich lassend

Das Wetter verhält sich weiterhin den Erwartungen an einen Sommer entsprechend und zeigt sich von seiner heissen Seite - aber ich klage nicht, denn es ist fliegbares Wetter. Das Programm für heute ist dicht gepackt mit Landungen in Mollis, Wangen-Lachen und Bad Ragaz. Und so klettern Urs und ich kurz nach dem Mittag in HB-KTT und - nach einem Touch&Go in Mollis zum aufwärmen - rauschen nach Wangen-Lachen. Dort gibt's zwei Touch&Go Landungen, welche mir beide recht passabel von der Hand gehen. Die dritte Landung wird eine Full-Stop-Landung, da ja nun noch die 20.- pro Landung entrichtet werden müssen. Auf dem Weg zum C-Büro erspähen meine Augen eine weiss/rote PC-6 Porter und eine johlende Menschenmenge (eine überschaubare Menge), welche sich um ein paar grün gewandete Typen scharen. Aha - die Patrouille Suisse und das lokale Fan Club Chapter sind hier. Am Morgen habe ich ihnen noch beim Training zugeschaut, welches im Sommer jeden Montagvormittag über Rappi stattfindet. Jetzt stehen sie mir aber im Weg, weil ich auf's WC muss. Ich dränge mich vorbei, latsche dabei natürlich voll in ein Gruppenfoto und verkrümel mich entschuldigend auf's WC. Auf dem Rückweg machen sie mir immerhin direkt Platz, alles wieder gut. 

Zusammen mit Urs konsultieren wir die Wetterapps und befinden: Gewittergefahr besteht noch nicht, aber vielleicht drückt der Föhn in Bad Ragaz schon durch. Wir versuchen's trotzdem einfach mal. Im schlimmsten Fall kehren wir dann halt um und tun so, als wäre die Piste Mollis viel kürzer und schmaler. Auf dem Weg zurück zu Hotel Tango Tango finde ich am Boden noch Teile eines Flügels von einer biologischen Flugmaschine. Meinem Naturell entsprechend (Jäger und Sammler) integriere ich das Teil umgehend in meinen Kopfschmuck. Urs ist nicht verwundert, er kommentiert es mit "War ja so klar, dass du das nicht einfach liegen lassen kannst...". Aber die Feder bleibt nicht lange, denn mir wird bewusst dass da sicher irgendwelche Käfer drin wohnen - und die will ich weder auf meinem Kopf noch im Flugzeug. Wir machen also schnell den Run Up, taxeln hoch zur Runway 26 und geben vollen Schub um dann in Richtung Linthebene die Volte zu verlassen. 

Auf dem Weg in Richtung Bad Ragaz teste ich noch den Autopiloten in seinen verschiedenen Konfigurationen aus und über Walenstadt beginnt es dann auch schon zu holpern. Aha, der Föhn. Die Schläge sind noch nicht besorgniserregend, aber schon weniger gemütlich als noch in Wangen-Lachen. Wir entschliessen uns dazu weiter zu fliegen und das Glück heraus zu fordern. Im Sector West ist es nach wie vor fliegbar, auch wenn am Funk nichts zu hören ist. Letzteres ist dann eigentlich schon auch ein Indikator, dass wir uns evtl. in Gefahr begeben - wenn die Locals nicht fliegen, sollten's die Touristen wohl auch eher nicht... Egal, weiter zum Overhead und schauen was passiert. Ich suche einen Windsack und finde einen - er zeigt aber das Gegenteil von Föhn an: Leichter Westwind. Ich lege meine Stirn in tiefe Runzeln, schaue nochmals genauer hin. Immer noch Westwind. Ich teile meine Sichtung Urs mit, während ich eine Kurve in Richtung Downwind fliege. Urs reagiert in etwa so, wie ich wohl an seiner Stelle reagieren würde: Ich zweifle meine Sichtung an. Gut, die Kurve zum Downwind kann ich auch einfach zu einer 360° Kurve ausbauen um nochmals schauen zu gehen. Immer noch Westwind. Jetzt habe ich's drei mal gesehen und auch Urs hat's bestätigt. Wenn kein Föhn weht, kann halt auch keiner angezeigt werden. Weiter also in den Downwind und in die Base, bei welcher man ja eine Burgruine in's Visier nimmt. Heute waren aber ein paar Pfadfinder oder so ein Zeltlager am aufbauen - nehme ich halt die auf's Korn. Wenige Augenblicke später geht's dann in den Final über den altbekannten Kran (wird der eigentlich jemals abgebaut?! Oder ist das so ein stiller Protest von einem Anwohner?) und schon schwebe ich über die Pistenschwelle. Ein Mü zu schnell, denn die Piste wird immer kürzer. Easy, wir wollten ja eh einen Touch&Go machen. Also Flaps wieder auf 1 und vollen Schub. Wieder raus auf die Volte und das gleiche nochmals von vorn. Wieder die Pfadfinder aufscheuchen. Wieder über den Kran. Diesmal bin ich rechtzeitig mit dem Leerlauf und die Geschwindigkeit stimmt im Final. Ich setze auf, stehe dann aber kurz zu fest auf die Bremse - der Bristell hat offenbar kein ABS, was sich in einem kurzen Fiepen der Räder auswirkt. Ich notiere mir im Geiste "Bremst schärfer als die Breezer.". 

Wir rollen zum Hangar, gähnende Leere. Beiz geschlossen. Entsprechend gibt's für uns auch keinen Grund noch lange hier zu verweilen. Ich trenne mich von 40.- für die beiden Landungen und dann geht's schon wieder los in Richtung Heimat. Da gibt's ja dann vielleicht auch nochmals ein paar Landungen. Auf dem Weg zurück passiert nicht mehr viel ereignisreiches - alle Punkte vom Training sind abgehakt, der Schüler wendet das Gelernte offenbar in zumindest zufriedenstellendem Ausmass an. In Mollis sitzt die erste Landung nahezu perfekt und wir machen keinen Touch&Go daraus. Raus zum Hangar, alles abschalten und zum letzten Punkt der fliegerischen Tagesordnung wechseln: Solo Volten. Aber zuerst nochmals kurz die Beine vertreten und Wasserflasche auffüllen. Als das erledigt ist, sattle ich Kilo Tango Tango zum letzten mal für heute und jage sie drei mal um den Platz. Alles ähnlich ereignislos wie der vorherige Flug, aber die Flugeigenschaften alleine sind nochmals ein wenig anders als zu zweit. Aber nach der dritten Landung hat Urs dann auch genug gesehen und befindet, dass das jetzt reicht. Ziel erreicht;
Difference Training erfolgreich abgeschlossen. Huzzah!
Mindeststunden für's BAZL auch alle erflogen. HUZZAH!
Dem Militär in die Parade gelatscht. HUZZAAAAAAHH!!


Ende gut, alles gut - zwei Daumen hoch!







20.07.24 Rundflug mit Debora

Frisch ausgebildet auf der BR23 muss ich jetzt natürlich "mein" Schätzchen präsentieren und arbeite die Liste an Passagieren ab. Heute kommt Debora mit und ich habe einen schönen Mix aus Bergen und Seen als Route auserkoren: Mollis - Siebnen - Schwyz - Andermatt - Disentis - Linthal - Elm - Walenstadt - Mollis. Alles in allem ungefähr eine Stunde Flug, je nach Wolken und Wind gibt's dann mal noch ne Planänderung im Flug. Am Samstag sind wir um 10.00 am Flugplatz und für mich steht schon mal Fitness auf dem Programm, denn HB-KTT steht natürlich zuhinterst im Hangar. Und ich bin der erste "vor Ort", der eine Bristell reserviert hat. Der Sommer zeigt sich von der besten Seite, entsprechend fertig bin ich nach dem herum zerren dann auch schon vor dem Start. Egal, der Flieger steht in der Sonne, die Passagierin ist festgeschnallt: Los geht's.

Um die Wette strahlen mit der Sonne

Der Start gelingt gut aber um den Puls trotzdem in die Höhe zu jagen ruft die Terrain-Warnung allerhand Schauermärchen in's Headset. "Terrain! Terrain! Pull Up! Pull Up!". Ich dachte die Warnung hätte ich augeschaltet... Naja, machen wir's halt jetzt. Debora sieht ja, dass wir nicht auf den Boden zu sausen. Danach läuft's aber wie am Schnürchen, wir steigen die Linthebene hinab, hören wie in Wangen-Lachen einer zurechtgewiesen wird, weil er wohl falsch herum gekurvt ist und sehen schon runter bis Zürich. Theoretisch. Es hat ziemlichen Dunst in der Luft, aber dennoch ist der Weitblick grossartig. Wir ziehen weg in Richtung Innerschweiz und haben schon bald Einsiedeln und Schwyz hinter uns. Über dem Vierwaldstättersee kommt uns einer auf der falschen Seite entgegen - aber wir sehen uns beide auf dem FLARM bzw. ADS-B und weichen entsprechend früh aus. Heute gäb's noch ne Airshow beim Stanserhorn - vielleicht sehen wir ja noch den ein oder anderen Gast? Spoiler: Nein. Erst am Abend zu Hause auf dem Balkon sehe ich noch eine Alouette III die nach Hause helikoptert.

Auf dem Weg das Reusstal hinauf müssen wir über Amsteg die Talseite wegen Wolken wechseln und ich stelle meine Passagierin schon mal drauf ein, dass es jetzt schon vorbei sein könnte mit dem Ausflug wenn's mit den Wolken nicht bessert... Aber als wir auf der anderen Talseite in Richtung Gotthard sehen atmen wir auf: Alles frei, nur vereinzelt ein paar Cumuli die sich aber gut umfliegen lassen. Die Luft in deren Umgebung ist zwar ein bisschen holprig, aber meine Copilotin ist hart im Nehmen. Auf die Frage, ob sie das beunruhige meint sie erfreulicherweise: "Im Gegenteil. So läuft wenigstens was!". Sehr gut. Ich wüsste nämlich sowieso nicht, wo die Kotztüten im Bristell sind... 

Über Andermatt haben wir unsere heutige Maximalhöhe von 10'000 Fuss erreicht und ich setze zu einem Orbit an, welchen ich aber in der Hälfte abbreche. Mir fällt ein, dass ich ja noch für ne halbe Stunde Flugzeit Extra-Fuel eingefüllt habe. Für spontane Extrawürste z.B. Und so machen wir halt noch rasch einen Abstecher zur Tremola und sehen: Der Stau hat sich aufgelöst. Oder er ist gar nicht erst bis hier hin gekommen, denn im Reusstal sahen wir noch eine riesige Blechkolonne. Nachdem wir diesen Point of Interest auch abgehakt haben geht es zurück auf die eigentliche Route. Also zurück nach Andermatt und weiter in Richtung Oberalppass. Hier werden die Wolken dichter, ich muss um 1000 Fuss absinken um mit genügend Abstand unter der einen hindurch zu schlüpfen. Die Luft darunter hat's dann wieder in sich, aber das haben wir ja schon geklärt. Dahinter sieht's dann wieder besser aus und über Disentis wollte ich eigentlich an Tödi und Co. vorbei in's Glarnerland wechseln. Das liegt aber nun definitiv nicht drin: zu dichte Wolken. Also halt Variante 2, das Rheintal hinab. Und vielleicht ja dann noch durch's Taminatal abkürzen, damit's noch ein bisschen was zu kucken gibt. Über Bonaduz schwenke ich schon mal ein, sehe dann aber doch davon ab - das Tal ist voll von Gleitschirmen oder zumindest deren FLARM-Signaturen im Display. Nicht nur zwei, drei sondern mehr als zehn. Das ist mir zu heiss, so viele kann ich nicht gleichzeitig im Auge behalten. Also aussen rum via Chur und dann weiter zum Walensee. Langsam geht der geplante Treibstoff eh zur Neige und die 45 Minuten Reserve soll ich ja nicht anzapfen. 

Aber soweit kommt's natürlich nicht, der Fuel reicht locker bis Mollis und am Funk höre ich sogar schon die Pistenrichtung für die Landung. Also melde ich mich über Sector East und schlüpfe über den Kerenzerberg zum Overhead. Am Funk höre ich, dass wir einen Verfolger haben und als ich über dem Overhead bin sehe ich den Breezer auf vier Uhr. Da ich aber schneller bin als er, sollte das gut aufgehen. Wenn er den Downwind vielleicht noch ein wenig hinauszieht erst recht. Macht er aber natürlich nicht, er hockt mir im Nacken als möchte er seinen ersten Abschuss im Breezer feiern. Immerhin meldet er "traffic in sight", er ist sich also bewusst, dass ich da bin. Nachdem ich aufgesetzt und mir meinen Applaus abgeholt habe, meldet er seinen Final. Ich beginne auszurollen und melde ihm, dass ich beim U3 kurz rausgehe damit er landen könne. Das nimmt er dankend an und wir kucken ihm zu, wie er aufsetzt und wendet. Jetzt ist er der Gejagte, denn ich schleiche ihm die Piste hoch hinterher - allerdings ist er schon längst weg von der Piste, bis wir an der Intersection ankommen. Alles ausmachen, Canopy auf - Passagierin strahlt wie die Sonne über Mollis. Another satisfied customer :) 

Mein Verfolger von eben ruft noch ein paar Worte des Dankes und bringt mir seinen Kessel mit Wasser und Lumpen für's Putzen. Den Flieger putzt er uns zwar nicht, aber immerhin muss ich so einmal weniger laufen. Freundlichkeit und Mitdenken zahlt sich halt doch ab und zu aus. 

So und jetzt haben wir Hunger, ab in die Schwammhöhe!