ready for departure
Mein digitaler Flugplatz

Stell dir vor, hier stünde ein passender Titel. Danke. Vielleicht kommt ja in Zukunft sogar noch einer.

Die Schule habe ich hinter mir - jetzt bin ich irgendwie vogelfrei. So richtig vorbereitet hat mich niemand auf diesen Zeitpunkt. So richtig bewusst wird mir das erst, als ich die Lizenz in den Händen halte. Ich kann ab sofort aus einer Bierlaune heraus in ein Flugzeug steigen und es dort hin steuern wo ich will. Klar, unter zig Voraussetzungen. Z.B. dass ich dann keine Bierlaune haben darf. Aber du weisst was ich meine. 
Auch hier im Blog stehe ich grad ein bisschen verloren da. Klar, ich habe gewusst, dass der Moment kommen wird. Aber das war halt irgendwie immer das Problem vom Zukunfts-Marco, nicht vom Gegenwarts-Marco... Na, ich stolpere da jetzt mal irgendwie rein und schaue wie sich das entwickelt. Irgendwas werde ich  eh immer finden zum drüber schreiben. Und wenn dir die Themen mal arg auf den Senkel geht oder du eine zündende Idee hast: Schreib mir! Echt, ich bekomm gerne Fanpost. Oder Hassmails. Kriegst auch sicher einer Antwort.

Die Chancen stehen relativ gut, dass du meinem Link aus dem letzten Kapitel meines PPL-Tagebuchs gefolgt bist. Entsprechend erwartest du eine Geschichte und du sollst nicht enttäuscht werden.
Mit fulminanten Schlagwörtern geht's los: 
Lügen! Unterschlagung! Anmassungen! Üble Nachrede! Darum geht's nämlich in der Vorgeschichte zu meinem ersten Flug als Pilot in Command. Vielleicht ist's dir aufgefallen - der "Bericht" zur Prüfung brauchte recht lange, bis er mal online war. Okay, wahrscheinlich hast du's nicht  bemerkt. Hast ja noch andere Hobbies als meinen Blog zu lesen. Aber tu doch jetzt einfach so, als ob. Item, die Anekdote hängt nochmals mit der (bestandenen) Prüfung vom 12.07. zusammen. Denn wie üblich ging's nachher in's "Grotto dei genitori", also zu Mama und Papa zum Znacht. Der lang gereifte und verwegene Plan war dann, dass ich Mama nix erzähle und sie demnächst mal mit einem Flug überrasche. Also weihte ich Papa ein und der musste irgendeine Geschichte ersinnen, wie er Mama auf den Flugplatz lockt. Oder ihre eigenen Pläne irgendwie durchkreuzen kann.
Ärgerlich war dann aber, dass das BAZL ewig brauchte um die Lizenz auszustellen. Die Rechnung hatte ich zwei Tage nach der Prüfung - die Lizenz aber kam und kam nicht... Nach zwei Wochen fings mich dann an zu 
wurmen und ich telefonierte herum. Eine neue Lizenz wurde vom BAZL auf den Weg geschickt. Ich prüfte aus Spass an der Freude trotzdem zum dritten mal das Altpapier und siehe da: In einem Prospekt für Matratzen kam das Couvert dann doch noch zum Vorschein. Nachdem das Zettelchen jetzt in meinen Patschehändchen war, nahm der Plan endlich konkretere Formen an. Aufgrund von Wetteraussichten, ausgebuchten Fliegern, dem 01.08. und meinen eigenen Ferien gab's dann eigentlich nur noch ein einziges mögliches Datum: 02.08. Kurzer Check mit Papa: Mama hat dann noch nichts vor.


02.08.22 - Die erste Passagierin

Überraschung geglückt - Mama und Papa kommen pünktlich um 0830 am Flugplatz an. Den Spruch "Urs ist heute nicht da, musst halt du mitkommen" winkt Mama lachend ab. Aber nach zwei, drei Beteuerungen, dass ich die Prüfung vor drei Wochen bestanden habe, nimmt mein erster Passagierflug seinen Lauf. So ganz gleich wie das Boarding in einen Ferienflieger ist das Einsteigen bei der "Bartli Air" nicht, aber nach einem halben Spagat klappt's dann doch auch. Auch die Sache mit den Gurten ist anders (4-Punkte-Harness anstelle Bauchgurt oder wie der heisst in Airbus und Co.) und nach ein paar weiteren Minuten ist Mama eingespannt und festgezurrt. Es kann los gehen!

Passt, wackelt und hat Luft.

Für die Route habe ich mich nicht weit aus dem Fenster gelehnt, sondern vertraue auf "Altbewährtes": Mollis - Walensee - St. Gallen - Ricken - Rapperswil - Mollis. Ist aber auch ein guter Mix aus Bergen, Hügelchen und Seen. Eine gute Stunde werden wir unterwegs sein, Papa wird instruiert (er muss ja die Landung dokumentieren und dann den Shuttle vom Flugplatz zum Hotel, äh, Zuhause für Mama stellen) und dann geht's auch schon los über Piste 19. Mama übernimmt die Dokumentationsaufgaben von Papa nahtlos und lässt das Handy glühen. Und gleich beim Start passiert schon das erste Ausrufezeichen, denn ein Vogel (Bussard oder sowas aus dieser Familie) kreuzt unseren Weg - welchem ich aber gekonnt ausweiche. Bei Mama wirkt ggf. noch das "Start-Adrenalin"; kein Geschrei, keine Panik - oder sie ist von Haus aus schon so cool und abgebrüht wie nach 20 Flügen mit mir.
Über dem Walensee steigen wir auf 6000 Fuss und ich bin froh, dass die Luft so ruhig ist. Wär kein toller erster Flug, wenn's jetzt schon Turbulenzen hätte. Aber nicht nur der Wind ist uns wohlgesonnen. Auch der Rest vom Wetter macht super mit. Ein paar Cumuli über den Bergen, weit oben vereinzelte Cirren, richtig schön anzusehen. Und super Fernsicht. Mama ist begeistert und ich, obwohl ich es schon hunderte male gesehen habe, auch. Immer wieder auf's Neue.
Wir biegen ein in's Rheintal und sehen in der Ferne schon den Bodensee. Aber zuerst gibt's noch links den Säntis und rechts Malbun zu sehen. Und den Rhein. Und den "Hoher Kasten". Und Diepoldsau mit dem alten Rhein. Über Altstätten schalte ich die Frequenz von St. Gallen - Altenrhein auf, damit ich höre ob die da über uns fluchen oder mir Flieger in's Gehege kommen (oder ich ihnen). Aber wir haben alle genug Abstand zueinander und kommen ohne Probleme aneinander vorbei. Mama freuts, sie kann einem Basler zuhören, der grad einen Anflug auf Piste 28 macht.
Über Mostindien gibt's zudem noch "neue" Wölkchen zu bewundern. Wie wenn eine grosse Cumulus zerrupft wurde, liegen 300, 400 Meter über dem Boden dutzende kleine Wolkenfetzen (siehst du unten im 360° Foto links hinter Mama). Wir fliegen über St. Gallen nach Herisau und weiter in Richtung Wattwil. Ab hier hören wir auf der Frequenz von Wangen-Lachen mit, da wir in "ihrem" Garten unterwegs sind. Und hier läuft dann auch einiges, zwei sind in der Volte und einer zischt grad ungefähr auf unserer Höhe vor uns davon. Sehen tun wir ihn zwar nicht, aber er meldet sich recht bald von der Frequenz ab und ist entsprechend rasch schon kein Faktor mehr für uns. Wir umfliegen die beiden Inseln Ufenau und Lützelau und sind schon wieder über Rappi. Den "Heimweg" nehmen wir via Uznach und Reichenburg unter die Flügel, wo Mama dann via Handy auch Papa über unsere baldige Ankunft informiert. 
Langsam werde ich nervös. Klappt die Landung heute? War die Pannenserie bei der Prüfung der Nervosität geschuldet oder bin ich einfach ein schlechter "Lander"? "HZC, Overhead 3000 feet.". Speed stimmt. Höhe stimmt. Full Flaps und in die Base. Ich melde den Einflug in die Base, weil ein Heli irgendwo hinter mir im Anflug auf Mollis ist und die Piste kreuzen werden will. Keine Antwort. Speed stimmt immer noch, vielleicht ein bisschen auf der hohen Seite, aber nicht schlimm. "HZC, turning final runway 01, full stop". Und jetzt meldet sich der Heli. Wir sehen uns beide, er kreuzt die Piste. Alles im Lot. Die Höhe stimmt, der Aiming Point sitzt, Speed stimmt auch. Kommt nicht schlecht. Und siehe da, ich setze ganz passabel auf. Der Fluch ist gebrochen. Aus Mama's Warte war's natürlich eine absolut supersanfte und perfekte Landung. Mein Ego ist poliert aber ich bin auch ohne das Lob von Mama ordentlich zufrieden mit meiner Leistung. So kann's weitergehen. 




25.08.22 - Der höchste Glarner

So meine lieben Kinder, heute lernen wir Geografie. Keine Angst, der Herr Lehrer Bartli macht das hier mehr so nebenberuflich - entsprechend wird einfach ein Film gezeigt und jeder kriegt die Bestnote. Toll, oder?

Der Klöntalersee über Richisau

Okay, ganz so einfach wird's nicht. Ein bisschen Text musst du schon noch über dich ergehen lassen. Aber ich halt mich kurz, versprochen. Ich habe mich relativ spontan zu einem freien Vormittag entschlossen und bin am Donnerstag anstatt in's Büro zum Hangar gedüst. Für's Programm habe ich mir eine Kantonsumrundung vorgenommen. Das geht im Kanton Glarus recht schnell, nach einer knappen Stunde hat man das heruntergespult. Aber in dieser Stunde kriegt man dafür einiges geboten. Von den vergleichsweise weitläufigen Ebenen, dem türkisfarbenen Walensee und dem schönsten Flugplatz weit und breit im Norden bis in die hochalpinen Gipfel und Gletscher im Süden hat's für jeden Gusto etwas dabei.

Meine Tour startet am Nordwestzipfel vom Glarnerland, irgendwo hinter Bilten im Schwemmland der Linthebene. Von dort aus geht's schon mal die erste Höhenstufe hoch auf ca. 2000m. Über das Niederurnertäli geht's am Brünnelistock vorbei in's Richisau. Links ein kurzer Blick hinunter auf den Klöntalersee und das Güntlenau und schon schiebt sich der Glärnisch- und Bächistockfirn in's Sichtfeld. Den Glärnischfirn kennst du vielleicht noch aus dem Gletschervideo mit Urs (noch nicht gesehen? Sofort nachholen!). Zwischen Ruchen und Bös Fulen vorbei geht's weiter in's Hinterland. Hier sind dann ein paar Vollkreise angesagt, damit ich genug Höhe habe um auf den höchsten Glarner (der Tödi) herunter sehen zu können. Über Linthal sind die beiden Platzhirsche dann der Clariden mit seinem Firn und natürlich der Tödi. Claridenfirn, klingelt's? Nicht? Unbedingt den Gletschervideo schauen - wenn du damals halt nicht aufgepasst hast, gibt's das jetzt als Hausaufgabe.
Nach ein paar Kreisen bin ich dann auf meiner neuen persönlichen Bestleistung in Sachen Höhe: 12'500 Fuss oder ca. 3'800m. Viel weiter hoch darf der Breezer gem. Betriebsanleitung aber auch gar nicht fliegen. Und so wechselt der Titel "höchster Glarner" für kurze Zeit den Besitzer, welcher mit stolz geschwellter Brust am zweithöchsten Glarner vorbei in Richtung Limmernsee fliegt. "Schwer ruht das Haupt, das eine Krone drückt.", so schwer, dass ich beim befummeln der GoPro den falschen Modus erwische und anstatt zu Filmen eine Zeitrafferaufnahme starte. Mea culpa. Dafür vergebe ich mir aber ein paar Punkte in der technischen Leistung bzw. Flugplanung. Ich höre nämlich auf der Gebirgsfrequenz mit um allfällige andere "Alpenböcke" zu hören. Anfangs ähnelt es zwar mehr einer Geografiestunde, als zwei Berner gefühlt einfach alle Berge die sie kennen aufzählen (alles irgendwo im Bernbiet) aber als ich am Tödi vorbei fliege höre ich dann tatsächlich zwei Helis, die sich auf den Claridenfirn verirrt haben und jetzt dort herumkaspern, wo ich vor ein paar Minuten vorbei geflogen bin. 
Man merkt trotz der alpinen Höhe, dass es Ende August ist. Ich komme nie in Minusgrade, das kälteste was der Breezer misst sind 4°C - und entsprechend sehen die für gewöhnlich weissen Berge und Gletscher auch aus. Ich komm dann im Winter nochmals vorbei, dann geht's denen hoffentlich "besser". Weiter geht's über Limmern- und Muttsee um den Hausstock herum in's Kleintal, pardon, Sernftal. Auf der linken Seite gibt's den Kärpf zu sehen, welcher mitten im ältesten Wildschutzgebiet Europas liegt. Nur zu gut verstehe ich jeden, der ihn übersieht, wenn er in nördlicher Richtung fliegt. Denn auf der rechten Seite gibt's nebst Sardona und Segnas auch die Tschingelhörner mit dem berühmten Martinsloch. Da ich auf der linken Seite des Fliegers sitze, sehe ich es leider nicht und muss ungefähr abschätzen, wann ein spontanes Spergament (wenn du das Wort nicht kennst, viel Spass beim googlen...) mit dem Handy in der Hand angesagt ist. Das Foto glückt und Zulu Delta gibt mir einen Schulterklopfer. Hä? Was war denn das?! Ich drehe mich um und sehe, dass der hintere Saugnapf vom Sonnendach sich gelöst hat. Jetzt hängt das Dach halbwegs in den "Kofferraum" herunter. Das kann ich jetzt grad nicht reparieren, aber es hat auch keine Auswirkungen auf meinen weiteren Flug.

Mittlerweile bin ich wieder in "humaneren" Höhen angekommen (ca. 2'800m) und gleite am Foostock vorbei in Richtung Magerrain. Hier dominiert wieder die Farbe grün, anstelle der grauen Geröllwüsten. Was mir dann aber dennoch in's Auge springt, sind zwei weisse Punkte am Horizont. Ein Segelflieger und ein Gleitschirm, welche genau auf der Kantonsgrenze eine Wolke mit Aufwind gefunden haben. Widerstrebend drehe ich ab und umfliege die beiden in grossem Bogen. Immerhin habe ich jetzt auf der linken Seite die beste Sicht auf Schwanden, welches den Rücken vom Vorderglärnisch bewacht. Mit dem Murgsee als Richtpunkt im Augenwinkel drehe ich wieder ein in Richtung Mürtschenstock und befinde mich bereits im kontinuierlichen Sinkflug zum Walensee. Erleichtert lässt Zulu Delta nun auch noch den zweiten Saugnapf vom Sonnendach los. Jetzt hängt die Schiene vom Sonnendach mitten im Cockpit. Ich mache kurzen Prozess und schieb das ganze einfach mal weg. Zum Glück hatte ich keinen Passagier dabei, sonst hätte der sich noch verbiegen müssen. Nachdem er seinen Schreikrampf überwunden hätte, weil der Flieger über ihm zusammenbricht. Die letzten Meter der Grenze führen mich über den Nordostzipfel vorbei an Mühlehorn und über den Kerenzerberg (wer bei uns hinten punkten will sagt "Chirezer"). Die Landung war passabel, ich bin jedenfalls zufrieden mit meiner Leistung und düse jetzt auf einen Express-Lunch rüber zu Mama und Papa, bevor ich am Nachmittag wieder in den Stollen muss.


Einigermassen korrekt geflogen





27.11.22 Der zweite Passagier

Ein weiterer glücklicher Kunde

Heute konnte ich mein Versprechen an Papa einlösen und ihn mal in die Berge mitnehmen. Das Wetter war die letzten Tage und Wochen sehr herbstlich und entsprechend für ihn als Fotografen und für mich als Pilot nicht passend. Aber heute war's perfekt. Die Schneefallgrenze lag in den vergangenen Tagen immer so um die 1000 Meter und das verspricht tolle Bilder von verschneiten Gipfeln aber noch grünen Tälern. Und der Himmel war einfach perfekt. Eine Front schiebt sich im Verlauf vom Mittag aus Westen heran, aber vor ihr ist nichts ausser ein paar Cirren. Viel Text gibt's heute nicht - dafür die bislang Beste Galerie in meinem Tagebuch :-)

Die Route war im vornherein abgesprochen, es wird eine abgekürzte Variante von meiner "Kantonsumrundung". Abgekürzt deshalb, weil der Flieger anstelle von viel Benzin heute noch einen zweiten Bühler mittragen muss. Also kurz gesagt: Mollis - Linthal - Elm - Mollis. Da heute Sonntag ist, sind Starts erst ab 11.00 Uhr erlaubt und so ist es nicht verwunderlich, dass fast alle Flieger ab 10:45 vor den Hangars standen und alle Piloten auf die Uhr schauten. So gegen 11:15 waren dann wir an der Reihe und stiegen bei leichtem Föhn über Piste 19 zunächst in Richtung Biberlikopf. Passte ganz gut, denn wir mussten ja Höhe gewinnen bis an den Südzipfel vom Glarnerland. Nach einem Schlenker sind wir schon auf gut 4500 Fuss über Netstal und können einen guten Blick auf die Wiggisnase werfen, bevor der Klöntalersee einen Blick auf sich werfen lässt. Nachdem wir Schwanden hinter uns gelassen haben, könnte man meinen wir sind irgendwo im Norden von Kanada oder Alaska. Die einzigen Dörfer die man sehen könnte sind direkt unter uns - ringsherum nur Schnee, Fels und Eis. Am Funk ist auch nicht viel los, was den Flug total entspannt macht. Mein Passagier ist aber im Dauereinsatz und verrenkt sich wie wild um die Flut der Motive zu bewältigen. Um ihm Zeit und uns Höhe zu verschaffen, fliege ich eine 8. Im Nachhinein auf dem Flightrecorder betrachtet sieht's zwar mehr wie eine 7,5 aus. Aber sie erfüllt ihren Zweck, wir sind jetzt auf der von mir geplanten Höhe und können weiter dem Tödi entgegen fliegen. Auf der rechten Seite eröffnet sich die Ebene zwischen Bös Fulen und Ortstock, die heute schon fast wie ein Gletscher aussieht und auf der linken Seite zieht der Kärpf an uns vorbei und gibt hinter sich bereits den Blick auf das Martinsloch und die Tschingelhörner frei. Bevor wir unsere heutige "Gipfelhöhe" von 10'500 Fuss (~3'200 Meter) erreicht haben, brauchts über Linthal nochmals zwei Kreise, einen nach links und einen nach rechts, die Papa dankbar annimmt. Jetzt ist es aber Zeit um den Sprung über die Mättlenfurggel am Hausstock vorbei zu machen. Bis zum Limmerensee runter sehen wir zwar nicht, aber dafür sehen wir den Muttsee, der ja auch eine Staumauer hat. Und natürlich den alles dominierenden Tödi. Nach vorne ist die Sicht gar so gut, dass man bis zum Piz Bernina sieht - wie gesagt; perfektes Wetter heute. 
Es wird Zeit um Zulu Charlie durchatmen zu lassen. Ich reduziere die Motorleistung und beginne den Sinkflug. Wir sind dem Martinsloch ganz nah und sinken langsam über dem Sernftal hinab in Richtung Schwanden. Der Funk wird belebter, alle Ausflügler, die so gegen 11.00 Uhr gestartet sind, tummeln sich wieder in der Umgebung von Mollis. Da wir jedoch noch gut Zeit, Benzin und Motive haben, drehe ich über Schwanden nochmals ein paar Kreise. Als sich der Stau dann aufgelöst hat, melde ich unsere Ankunft ebenso und biege wieder ein in den Downwind auf Piste 19. Kurz überlege ich noch einen Go-Around, da mein Vordermann auf dem Boden deutlich langsamer unterwegs ist als ich im Final. Aber er fährt zügig von der Piste ab und so setzen wir dann eine Minute später angenehm sanft auf. Am Boden wartet schon Mama, welche - gem. Eigenaussage - bislang einfach allen Fliegern gewunken habe, da sie nie recht erkennen konnte, wer jeweils drin gesessen war. Motor aus, Deckel auf, Blick nach rechts: Strahlendes Gesicht. So soll's sein. Wieder mal ein toller Flug. Und jetzt gibt's die volle Ladung Fotos, gemacht vom Profi.



Im April '23 - "Na, das schauen wir uns nachher nochmals an..."

Die Psychofragen...

Endlich ist die Winterpause ist zu Ende. Später als persönlich gewollt (hatte noch genug zu tun im Büro, da lagen freie Tage nicht drin und Termine weit im voraus zu machen ist auch nicht meine Stärke), aber darum geht's ja in meinem Blog nicht. Wobei ich trotzdem gleich mit einem Thema starte, welches eher selten im Blog aufgegriffen wird. Es geht um Arztbesuche. Okay, dir als treuem Leser (übrigens: Schön bist du wieder da!) meines Blogs wird die Geschichte von meinem letzten Arztbesuch in Einsiedeln evtl. noch in Erinnerung sein. Mittlerweile sind auch schon wieder fünf Jahre rum und ich musste wieder antraben. Diesmal bin ich aber nicht mehr nach Einsiedeln getuckert, sondern nach Glarus. Dort amtet mittlerweile auch ein HNO-Spengler und weil Glarus halt besser ist als Einsiedeln, habe ich spontan gewechselt. Und weil ich so spontan gewechselt habe, musste ich auch gleich zwei mal vorbei schauen. Beim ersten Termin war der Nasenhöhlenforscher nämlich voll ausgelastet und ich konnte die "einfachen" Sachen zusammen mit der Assistentin machen bzw. von ihr machen lassen. Das umfasst den ganzen Vermessungsteil (Grösse, Gewicht, Blutdruck, Sehstärke, Psychofragen). Long Story short: Ich bin zwei Zentimeter geschrumpft aber dafür zehn Kilo schwerer geworden. Toll. Ich glaub's zwar immer noch nicht so ganz, aber Vater Staat hat sich das mal so notiert und ausser einem angekratzten Ego ist nicht viel passiert.

Beim zweiten Termin nahm sich dann der Meister persönlich meinem geschundenen Leib an. Ich ging allerdings völlig falsch vorbereitet an den Termin. Vorgestellt hatte ich mir einen lockeren Plausch in kleinster Herrenrunde, wo wir meine Ergebnisse besprechen und am Schluss ein paar Altherrenwitze reissen. Nix da. Die Ohren werden ausgeleuchtet (hatte ich nicht speziell geputzt), in den Hals wird reingeschaut (zum Zmittag gab's was mit Zwiebeln) und am Schluss meinte er noch "So, jetzt bitte bis auf die Unterhosen ausziehen." Da Bartli halt nicht immer der Schnellste ist, dachte er zu diesem Zeitpunkt immer noch, dass der Arzt jetzt zum Schnapsschrank geht und mit einem Likörchen, zwei Gläsern und verschmitztem Grinsen zurückkommt. "Haha, okay. Aber die Socken behalte ich an!". Er schaut mich verwirrt an: "Nein, die bitte auch ausziehen.".
Gut, der lockere Plausch-Traum ist geplatzt. Der meint das ernst. Widerstrebend und leicht überrumpelt schäle ich mich aus den Klamotten. "Hier bitte Platz nehmen.". Bartli macht Platz auf der Bahre. Der Doktor zaubert einen Gummihammer aus seinem Fundus und klopft damit auf's linke Knie. Es reagiert mit einem kleinen Zucken. Gleiches Spiel rechts. Nichts. Stärkeres Geklopfe. Wieder nichts. Ein vorwurfsvoller Blick vom Doktor, begleitet von einem "Na, das schauen wir uns nachher nochmals an.". "Na toll, das Alter kriecht langsam in meine Knochen..." denke ich mir. Das gleiche Geklöppel an den Ellenbogen, welche aber beide brav zucken. Dann hört er noch in die Lunge rein, die offenbar aber das tut was sie soll.
Jetzt muss ich mich noch auf dem angenehmen Raschelpapier hinlegen. Das Herz wird ausgehorcht, an den Füssen herumgedrückt, nochmals das Knie angestupst (diesmal zuckt es zum Glück) und irgendwann habe ich dann aber auch nicht mehr zugehört, was er da alles geprüft hat. Ich hab einfach das gemacht was er verlangt hat: "Muskel anspannen.", "kräftig ziehen.", "Zehen wackeln. Mehr wackeln.", "Bitte mal laut "Neunundneunzig" sagen." usw. Ich glaube, die Hälfte davon waren frei erfundene Sachen, einfach damit die Zeit rumgeht. Oder vielleicht waren bei den Psychofragen ein, zwei Antworten von mir dabei, welche die Befürchtung schürten ich habe einen an der Waffel. Ich weiss es nicht. Ein paar der Fragen davon habe ich dir natürlich mitgebracht.

Irgendwann hat der Herr Medical Examiner dann offenbar genug gestupst, gehorcht, gezählt und beobachtet. Auf alle Fälle darf ich mich wieder bekleiden. Ein lockerer Schwatz über die Ergebnisse und die Fliegerei gibt's zwar, aber so einen richtigen Ratschlag oder ein mahnendes Wort bekomme ich nicht zu hören. Im Gegenteil: Er erlaubt sich einen Seitenhieb. Irgendwas in Richtung maximales Gewicht für den Sitz vom Breezer und dass ich aufpassen müsse. Er trifft die Aussage zeitlich geschickt, denn seine finale Unterschrift auf dem wichtigen Stückchen Papier fehlt noch. Ich beisse mir auf die Zunge, nicke lächelnd. Endlich unterschreibt er und händigt mir meine medizinische Unbedenklichkeitserklärung für die nächsten fünf Jahre aus. Und wieder ist ein Termin vorbei, welche nichts an meiner Einstellung gegenüber Arztbesuchen geändert hat. Aber immerhin habe ich mir am Abend dann eine Körperwaage bei Digitec bestellt. Ich werde langsam erwachsen. Und offenbar fett.


02.05.23 - Endlich wieder fliegen!

Quack? Quackquackquack!

Mit dem Zettel vom Arzt im Sack bin ich wieder vollends überzeugt, dass ich fliegen darf/kann/will/soll. Aber wie das so ist, überall werden einem Steine in den Weg gelegt. Diesmal aber nicht vom Bund, sondern von Ecoflight. Die haben nämlich mal entschieden, dass sie "ihre" Piloten einmal im Jahr überprüfen möchten. Okay, sie geben sich zwar viel Mühe diese Überprüfung nicht als Prüfung aussehen zu lassen, aber schlussendlich ist's dann doch genau das. Denn wer bei dieser "Bestätigung der fliegerischen Fähigkeiten" dem Urteil des Fluglehrers nicht genügt, der darf dann ab Juni einfach keine Flugzeuge mehr von Ecoflight mieten. Würd ich an deren Stelle genau so machen, aber an meiner Stelle bin ich jetzt einfach mal genervt. Noch ein Hürde. Falls wer von ecoflight mitliest; Nehmt's nicht so ernst. Ich versteh's ja und ich mach's ja auch. Bin ja auch selber Schuld, wenn ich mir dann auch noch Urs für diesen Jahreskontrollflug als Fluglehrer auswähle. Aber ich hab mir halt gesagt; "Bartli, der Urs, der hat das fliegerische Wissen mit dem Löffel gefressen. Der meckert auf hohem Niveau und wenn du den überzeugst, dann bist du dann also schon der Elite-Breezer-Jockey. Und der kennt deine Ecken und Kanten sowohl im Aviatischen wie auch im Zwischenmenschlichen schon. Der Urs, der ist die goldrichtige Wahl für diesen Flug.". Gesagt getan, ich rufe Urs an. Mit dem noch verbliebenen Elan will ich ihn für den Jahreskontrollflug buchen. Aber ich komme vom Regen in die Traufe. "Was denn? Ohne Training davor? Bist ja schon fast ein halbes Jahr nicht mehr geflogen... Da machen wir besser vorher ein Training, oder?". Ich fluche in mich hinein. Die Hürde hat nochmals eine Hürde ausgehustet. Scheiss drauf, mir egal. Machen wir halt so ein Training. Hauptsache fliegen, egal wer daneben hockt und egal was der dann findet. ICH WILL JETZT EINFACH FLIEGEN, HERRGOTTNOCHMAL. Termin gefunden, ich schraube ein Flügli zusammen. Ausholen über Sargans, danach in Wangen-Lachen die kurze Piste wieder mal trainieren. Mal noch einen Strömungsabriss üben. Alles in allem ein easy 60 Minuten Abenteuer mit potentiellem Lernfaktor. 

Zum Schluss des Tages grüsst nochmals die Sonne

So finde ich mich dann an einem schönen Frühlingsnachmittag in Mollis ein. Kurze Besprechung des Programms mit Urs und wir erheben uns von Piste 19 und noch ehe wir aus dem Sektor East raus sind, sehen wir in Richtung Rapperswil einen grauen Vorhang. Es regnet. Wir befinden, dass das ein Problem vom Zukunfts-Urs und Zukunfts-Marco ist und fliegen erst mal den Walensee hinauf, denn dort ist's noch schön. Viel passiert nicht, ich gewöhne mich langsam wieder an's fliegen. Kurz vor dem Sektor West von Bad Ragaz kurve ich auf die andere Talseite und wir nehmen den Rückweg unter die Flügel. Über dem Walensee übe ich dann mal einen Stall, den ich korrekt erkenne und ausleite. Selbstverständlich gibt's konstruktive Kritik vom CoPi, aber die habe ich mir ja eingekauft. Über Weesen sehen wir die graue Wand wieder. Sie ist uns nachgerückt, verbarrikadiert jetzt scheinbar die Gerade zwischen Bilten und Schänis. Instinktiv schaue ich in's heitere Glarnerland. Dorthin könnten wir uns jetzt gut retten. Ich schlage eine entsprechende Planänderung vor, aber Urs meint, ich soll einfach stur noch ein bisschen weiter fliegen, damit wir ein bisschen mehr von der Linthebene sehen. Allenfalls gehe ja doch was. "Wenn nicht mit dem nebendran, wann dann?" denke ich mir und stimme zu. Wird der Flieger halt mal ein bisschen nass, aber das geht schon in Ordnung. Ich sinke ab, damit wir unter der Wolke mit Sicherheitsabstand hindurchpassen und erwarte in eine Waschstrasse zu fliegen. Aber nix passiert. Über uns ist's dunkelgrau, links von mir regnets definitiv, von der Sonne ist nichts zu sehen - wir schleichen genau am Rand des Regenbandes entlang. Den Seedamm sehen wir aber schon durch den Regen hindurch, so schlimm kann's also nicht sein. Die Luft ist auch nicht zu bockig, den ein oder andern Hüpfer gibt's zwar, aber das macht die Sache interessant. Nach ein paar Sekunden kriegen wir dann trotzdem ein paar Liter ab, das meiste davon bleibt aber ausserhalb vom Flugzeug. Ich orientiere mich an der Linth und bringe uns so tiefer in die Linthebene. Über Uznach sehen wir dann aber, dass der hintere Ausläufer der Regenwolke momentan über Pfäffikon und dem Flugplatz Wangen-Lachen hängt. Urs stellt die berechtigte Frage nach dem Treibstoffvorrat aber ich habe in weiser Voraussicht eingepackt was nur ging. Diese Treibstoffhamsterei ermöglicht uns insgesamt 30 Minuten Flugzeit mehr als geplant - entsprechend können wir einen weiten Bogen um den Wolkenbruch schlagen und uns via Rapperswil und Pfäffikon an den Sektor South von Wangen-Lachen heranschmiegen. Über Pfäffikon melde ich uns an und fange an abzusinken. Ich frage Urs, wie weit ich absinken soll und bekomme die lakonische Antwort "halt soweit, dass wir immer noch was sehen.". Gut, wird gemacht. Eigentlich müsste ich hier zwar mind. 3500 Fuss einhalten wegen Lärmminderung und so. Aber dann wäre ich auf einmal mitten in der Wolke und würde nix mehr sehen. Safety First, Noise Reduction Second. Auf knapp 3000 Fuss sieht's nicht schlecht aus und ich biege in Richtung Flugplatz ein. Vor uns sind noch zwei weitere Ausflügler in der Volte, wir hängen uns hinter ihnen in den "Righthand Downwind Runway 26" ein. Und ich zirkle uns einigermassen okay herunter. Für die erste Landung dieses Jahr war's nicht schlimm, aber auch nicht gut. In weiser Voraussicht habe ich einen Touch&Go angekündigt und ausgeführt, daher kann ich's gleich nochmals probieren. Die zweite Volte und Landung geht dann schon viel besser vom Stick. Ich rolle aus und fahre uns auf die Parkplatz-Wiese, welche von Gänsen bevölkert ist. Widerwillig machen sie uns Platz, aber eilig haben sie's dabei nicht. Der Regen ist zwar vorbei, aber die Wiese hat dabei gut aufgetankt. Wir watscheln wie die Gänse zum C-Büro und ich bezahle meine beiden Hopser. Das Beizli ist geschlossen, also halten wir uns auch nicht lange hier auf. Ein kurzes Zwischendebriefing und eine WC-Pause später sind wir schon wieder auf dem Weg zur Zulu Charlie, welche mittlerweile fast alleine auf der Wiese steht. Ich lasse den Motor laufen und zuckele über die Wiese zum Run-Up Area. Eine Gänsefamilie mit 4, 5 Jungtieren macht sich genau so widerwillig wie ihre Nachbarn von vorhin vor unserer lärmenden Alu-Gans davon. Ich rolle von der Wiese auf die Hartbelagpiste und wieder: Gänse. Irgendwann hat dann auch die letzte Gans geschnallt, dass sie einen Kampf gegen uns verlieren würde und macht sich in Richtung Wiese davon. Wir machen uns auf den Heimweg, welcher ereignislos verläuft. Fehler, die ich noch vor einer knappen Stunde gemacht hatte sind wieder ausgebügelt und schon sind wir über Mollis. Der Windsack hängt schnurgerade nach unten und so habe ich die freie Auswahl, ob ich Piste 19 oder 01 nehme. Vor der Bergstation der Seilbahn sehe ich noch einen Ausläufer einer Regenwolke und so entschliesse ich mich, die Piste 01 zu nehmen. Vielleicht wäscht das ja noch ein paar Mücken und Fliegen ab. Auch in Mollis mache ich zwei Landungen, die erste "soso lala" die zweite dann richtig gut - meint sogar das Tariergewicht auf dem anderen Sitz. 
Ganz jede Mücke haben die letzten Tropfen über Netstal nicht geschafft, es braucht doch noch den Lappen. Doch schon nach kurzer Zeit können wir Zulu Charlie in den Hangar schieben und das Debriefing machen. Alles in allem besser als erwartet meinte Urs und auf die Frage hin, ob - wenn das jetzt der Jahreskontrollflug gewesen wäre - ich bestanden hätte, bejahte er das. Tiptop, für's 2024 weiss ich also, dass ich vermutlich dann kein Training vorher bräuchte. Obwohl's definitiv keine schlechte Idee war. Wir einigen uns lose darauf, dass wir in der nächsten oder übernächsten Woche den offiziellen Jahreskontrollflug machen (welcher dann auch noch eine Notlande-Übung beinhaltet) und dann bin ich dann hoffentlich endlich ready für das "Projekt 2023": Freundschaftsflüge! 


20.05.23 - Jahreskontrollflug 2023

Dank dem verregneten Frühling war's gar nicht mal so einfach mal einen halbwegs passablen Termin für den Jahreskontrollflug zu finden. Aber heute hat's geklappt. Urs opferte einen Samstagnachmittag (er hing aber eh schon am Flugplatz rum, deswegen fühle ich mich nicht soooo fest schuldig) und ich tuckerte gemütlich auf den Flugplatz im schönen Glarnerland. Das Wetter war soso lala, aber wenigstens mehrheitlich trocken. Es war dunstig, überall hingen Wolken und man rechnete eigentlich ständig mit Regen in den nächsten 15 Minuten. Aber eben - es war wochenlang noch bescheidener als das, also packten wir die Gelegenheit beim Schopf. Auf dem Flugplatz war dann aber schon Rambazamba bevor ich da war. Heute war "Tag der offenen Hangartür" beim Hunter Verein und die hatten sich Kollegen (vornehmlich aus Langenthal) eingeladen. Unter anderem standen da der Yeti-Porter, ein P-3 und ein Heli der Rega (nebst anderem - aber die habe ich im vorbeifahren zumindest gesehen). 
Urs war noch im Debriefing mit seinem vorherigen Schüler als ich mich auf der Terasse vom Aviatico neben ihn setzte. Nach kurzer Zeit (ca. 1 Getränk lang) waren wir dann aber bereit um uns an's Werk zu machen. Heute waren 45 Minuten Programm zu absolvieren, welche wir zwischen hier und Bad Ragaz (wo's 1-3 Landungen geben wird) abarbeiten werden. Vieles hatte Urs ja schon im letzten Flug von mir gesehen und heute waren dann nur noch die drei, vier übrigen Punkte offen. Das Briefing war kurz und prägnant und gerade als wir zu Zulu Bravo gehen wollten, röhrte etwas sternmotoriges im Tiefflug über die Piste. Unsere Kommunikation funktionierte auch nonverbal, wir marschierten schnurstracks nach draussen um zu "g'wundern". Auf der anderen Talseite sahen wir dann etwas gelbes im Downwind von Piste 01 und für mich war klar, dass das sicher die AT-6 von Langenthal ist. Ein paar Sekunden später war dann klar: Sie ist es. Ein herrlich brummliger Klang. 


Aber all zu lange durften wir nicht sehnsüchtig dem alten Blech nachschauen, denn wir hatten uns ja in Bad Ragaz angekündigt. Also schnell rein und los geht's. Der Wind bockte ein wenig über dem Walensee, aber das konnte uns die Contenance nicht rauben. Über Sargans bzw. in der Volte von Bad Ragaz war es dann ein wenig unangenehmer, aber das wird nicht zuletzt auch daran gelegen haben, dass ich schon lange nicht mehr hier war und entsprechend ein bisschen Bammel hatte ob ich's denn gleich im ersten Rutsch schaffen würde. Natürlich schaffte ich es nicht. Ich kam zu hoch rein und entschied mich im Final zu einem Go-Around. Beim Debriefing am Ende des Tages wird sich dann zeigen, dass dies offenbar eine meiner besseren Ideen von heute gewesen war. Jänu, kein Problem. Go-Arounds sind kein Schuldeingeständnis und man liest gefühlt in jedem Safety-Ratgeber in der Aviatik, dass man sie grosszügig einsetzen solle. Und darum hat der Ken Dravis sogar ein Lob-Lied auf diesen Go-Around geschrieben. Ist jetzt nicht direkt meine Art von Musik, aber irgendwie gefällt's mir halt trotzdem.


Beim zweiten mal lief es dann besser, ich war tiefer und langsamer und dann klappte eigentlich alles wie am Schnürchen. Aufsetzen, bremsen und zurückrollen auf der Piste vor den Hangar. Landegebühren tuggen und kurz zum Zwischenstopp in die Beiz, wo ein anderer Fluglehrer von der Ecoflight mit seinem Schüler und der Zlin sassen. Nachdem wir auch dieses Getränk in uns hinein geschüttet hatten ging's bereits wieder langsam zurück nach Mollis. Immer mit einem wachsamen Auge in den Himmel, denn schon flogen die ersten Tropfen auf uns herunter. Aber das Wetter hielt und wir starteten trockenen Flügels in Richtung Walensee. Hier übte ich erfolgreich einen Strömungsabriss und schon waren wir im Sector East über dem Gäsi. Bald schon hatten wir den Kerenzerberg hinter uns und meine nächste Übung stand an: ein Power-Off Approach. Für die weniger kundigen: Im Leerlauf irgendwie heil runterkommen. Der treue Leser wird sich sagen "Hey, da war doch mal was mit diesem Power-Off Approach...". Genau. Und zwar an meiner Prüfung. Zwei mal versucht, zwei mal versemmelt. Aber heute nicht, sage ich mir. Über dem Flugplatz, also "Overhead", gehe ich dann in den Leerlauf und fange an mir den Landeweg einzuteilen. Irgendwann entschliesse ich mich dann zur "Einkehr" in die Base und bald schon in den Final. "Das reicht locker." sage ich mir. Nach ein paar Sekunden bin ich mir dann immerhin noch so sicher, dass ich mir sage: "Das wird eng, aber reicht...Glaub' ich...". Es hat gereicht. Zwar nur gerade so um drei, vier Meter aber hey... Ich klopfe ein paar markige Sprüche und bekomme mindestens ebenso markige Antworten darauf. Passt. Ich bin zufrieden, Urs auch und der Flieger ist auch noch in einem Stück. Mehr kann man eigentlich fast nicht erwarten. 
Wir rollen zurück und steuern zum dritten mal heute die Beiz an, diesmal gibt's aber weder Eistee noch Mineral sondern das "hochoktanige" und wohlverdiente Feierabendbierchen. Das Debriefing fällt recht positiv aus, unter anderem wird eben der Go-Around als gute Entscheidung herausgehoben. Während ich mich über den bestandenen Jahreskontrollflug freue, attestiert Urs mir diesen noch im Flugbuch und somit darf ich wieder ein Jahr lang unbehelligt Breezer Jockey sein. Zum Abschluss des Tages haben wir uns noch entschieden irgendwo in's Znacht zu gehen. Ich entscheide für uns auf Pizza, rufe im Napulé in Netstal an und kündige uns für in 30 Minuten an. Das reicht grad noch um bei Zulu Bravo die Katzenwäsche zu machen. 

Minchia, che buono!



So. Dieser Abschluss, der aber irgendwie auch wieder ein Anfang ist nehme ich jetzt einfach zum Anlass für ein neues Kapitel. Sonst wird das hier ewig lang und keiner - ich am aller wenigsten - weiss mehr, was wann und wo war. Darum geht's ab jetzt hier weiter. Bis denn!