ready for departure
Mein digitaler Flugplatz

Corona Grounding 2020

Wie +/- alle Menschen, sind auch (angehende) Piloten von COVID-19 und den damit einhergehenden Einschränkungen betroffen. In den Medien stand ganz klar die kommerzielle Luftfahrt im Fokus, zunächst als Hauptverdächtiger bei der Verteilung später dann als Helfer in der Not (Repatriierungen, Hilfsgütertransporte und moralische Unterstützung) und Opfer (Groundings). Flightradar24.com hat Anfangs April - also zu Beginn der "flächendeckenden" Lockdowns in Europa - einen Vergleich gemacht, der für sich selbst spricht (siehe rechts).

Die Leichtaviatik, vorallem die Flugschüler, waren natürlich auch betroffen. Einige Flugplätze waren komplett geschlossen, bei anderen war zumindest der Schulbetrieb ausgesetzt. Zudem gab's auch keine Möglichkeiten für Präsenzunterricht bei Theorie oder Prüfungen durch das BAZL. Theoretisch also wunderbar viel Zeit um Ordner zu wälzen und die arbeitsfreie Zeit sinnvoll zu nutzen. Theoretisch. Die IT, allem voran der Internetsektor, hatte in dieser Zeit Hochkonjunktur - und so war der Chinapfnüsel für meinen Arbeitgeber und mich eine arbeitsintensive Zeit. Das ist natürlich toll, aber mir als Theoriemuffel bot es natürlich eine Ausrede mehr, mich vollends der Theorie zu verweigern...

Ich hatte mir zu Beginn der Lockdownerei eigentlich gesagt, dass ich den Blog weiterhin füttern werde mit irgendwelchen Inhalten - aber das ist dann halt eben auch nicht passiert. Darum gibt's jetzt den gesammelten Kram auf einen Schlag. Und der ist aber auch echt nicht so umfangreich...

Diverser Grümpel aus dem Internet

Im Verlauf der letzten paar Wochen fand ich dann aber am Abend doch hin und wieder mal Zeit und Lust im Internet dem Fliegen zu fröhnen, zwar nur in sehr passiver Form. Meist waren es einzelne Fotos, zu denen mir spontan ein Erlebnis oder zumindest ein Kommentar in den Sinn kam. Ich habe auf meiner Site ja eine separate Kategorie für genau solchen Grümpel: Diverse Diversitäten

Der Chef empfiehlt übrigens an dieser Stelle den Picdump. Beginnend mit einem Geschichtli, wie es das Leben schreibt.


13.05.2020 - Back in the saddle

Endlich. Der Bundesrat fängt an seinen Würgegriff um den Hals der Bevölkerung zu lockern. Ob's zu früh war oder nicht, sieht man dann halt im Nachhinein. Wenn ich aber mit dem Alain Berset den Stuhl getauscht hätte, wäre jeder Lockdown-Brecher und Aluhut dermassen unterjocht und in seine Höhle zurückgejagt worden, dass vermutlich nach einer Woche 10'000 Leute mit Fackeln und Mistgabeln vor dem Bundeshaus gestanden wären - drum bin ich wohl besser in einem Cockpit aufgehoben als in einer Machtposition.

Auf jeden Fall freut's den Flugschüler natürlich unglaublich, endlich wieder Fliegen. Und weil's nun doch schon wieder 3 Monate her ist, seit ich das letzte mal in der Luft war fangen wir langsam an. Erst mal die Basics nochmals durchprügeln (Steigen, Sinken, Kreisen, Platzrunden, Landen). Auch zwei Steilkurven-Orbits im 45° Grad Winkel sind dabei. Die fluten mein Hirn mit Adrenalin und fördern so meine Konzentration für die nächsten Minuten (praktisch, das baue ich ab jetzt immer mal ein). Klappt alles noch. Ein bisschen eingerostet, aber es klappt. Dafür fliegt ja der WD-40 neben mir mit, der mich an den richtigen Stellen ölt. Viel hat er aber heute nicht anzumerken - was auch besser ist. Wir fliegen nämlich heute maskiert, das war die Bedingung vom Bundesrat. Social Distancing im Cockpit wird halt schwierig, darum heute die Masken. Allerdings steht die Sicherheit an erster Stelle und es gibt deshalb keine absolute Maskenpflicht während dem Flug. Wenn sich einem die Brille vom Atmen unter der Maske beschlägt und man dann deswegen eine Wiese umpflügt, kommt man zwar nicht in die Covid-19 Statistik aber alles in allem ist man dann halt doch abgestürzt. Ich habe keine Brille und meine eigene Stoffmaske im Gepäck - bequem ist das zwar nicht, aber auch nicht unmöglich. Solange also die Sonne nicht scheint und man generell keine Brille trägt, kann man mit Maske fliegen. Ansonsten wird das schnell recht unsicher.

Wie üblich stecken die grössten Probleme heute wieder in der Landung. Aber ich habe - ebenfalls wie üblich - auch wieder ein paar Ausreden parat. Das mit der fehlenden Übung in den letzten drei Monaten liegt auf der Hand, aber zusätzlich kommen Bauarbeiten auf der Piste erschwerend hinzu. Ungefähr ab der Hälfte der Piste ist nämlich bis Mitte Juni Schluss, denn Bagger und Co. ziehen eine Schneise hindurch (Strom und Wasser für den "Entwicklungsschwerpunkt Flugplatz Mollis"). Das bedeutet, dass sich der halbe Anflug verändert. Grundsätzlich verlagert sich nur der Aufsetzpunkt bei der Landung weiter zum Pistenanfang. Um aber früher aufsetzen zu können, muss man auch früher mit dem Absinken beginnen und das wiederum setzt voraus, dass man seine Checks früher gemacht hat als bislang gelernt. In der Theorie nicht allzu schwierig, aber wenn man sich das alles mit dem jeweiligen "Bild" der Umgebung gemerkt hat, muss man halt wieder umdenken. Bei mir heisst's jetzt z.B. auf der Höhe vom Sportplatz "Approaching Glide" und nicht mehr auf der Höhe vom Elektrizitätswerk. Und der "Aiming Point", also das, was man im "Final" anvisiert, ist jetzt nicht mehr der Zufahrtsweg vom Segelflughangar, sondern die Grenze zwischen Wiese und Piste. Ich denke, dass ich diese Umstellung drin habe, bis es dann wieder zurück geändert wird.

Hier muss man schon oder noch in der Luft sein. Kein Problem für den Remos GX.


Und ein Novum kommt noch hinzu; Der "Bühler'sche Base Extend", also dieser majestätische, lärmschutzoptimierte, von allumfassender Weitsicht zeugende Schlenker beim Übergang von Base zu Final, ist mir seit heute erlaubt. Ja nicht nur erlaubt, sondern er wird mir nahegelegt. Nachdem ich ihn mir widerstrebend abtrainiert hatte. Die Aussage des Fluglehrers dazu besagt in etwa "Das macht man hier so. Du machst das ab jetzt hier so. Aber gelernt/gelehrt wird halt zuerst die richtige Voltengeographie.". Lang sinniere ich nicht drüber, denn wir sind schon im Final und mein Aiming Point hüpft freudig zwischen Pistenschwelle und Zufahrtsweg hin und her. Entsprechend wellig ist dann auch mein "Approach". Ich schlängle mich in Richtung Boden dort schlagen wir dann mit entsprechendem Nachdruck auf. Es folgen noch Go-Arounds und Touch and Gos, bis dann die 5 Landungen für heute überstanden sind.

Im Grossen und Ganzen bin ich happy mit meiner Leistung und primär glücklich, endlich wieder fliegen zu dürfen. Und darum schlage ich nicht nur ein neues Kapitel auf, sondern mach gleich einen neuen Teil auf: Weiter zu Teil drei