ready for departure
Mein digitaler Flugplatz

Freitag der 13. - "My Controls"

Die Super Cub mit Skiern

Am Freitag war's endlich soweit, der Schnupperflug konnte stattfinden. Um 11:00 Uhr war ich in Mollis vor dem Hangar der Ecoflight und konnte schon regen Flugbetrieb beobachten. Der Helikopter der Heli Linth landete, von der Sphair kamen zwei Jungs vom Ausflug mit den Remos zurück und ein Eurofighter (zwar nur als Modell) rauschte auch durch die Luft. "Komme in 20min" besagte die SMS vom Fluglehrer um 10:59. Wie ich nachher erfahre, nutzte er das gute Wetter aus um mit einer Piper Cub mit Skiern auf dem Glärnischfirn zu landen. 

Kurzes Händeschütteln, dann geht's auch schon zur HB-WYG und ich bekomme eine kurze Erklärung, wie man einen visuellen Check macht. Kurz gesagt: Sind alle Schrauben dran? Leckt nichts? Sieht man keine Risse? Genug Öl und Benzin (Mogas - de facto Super Bleifrei 98) drin? Gut - Check complete.
Zwei drei Erklärungen zu den Basics (Was macht das Höhenruder, was ist Trimmung, wozu Landeklappen?) und, nachdem ich m.E. alles richtig benannt und erklärt habe, kam die Frage "Ah, du bist schon mal geflogen?" "Nö, nicht direkt eigentlich...".


Kurzer Musterungsblick von Kopf bis Fuss vom Fluglehrer und ein lapidares "Ja dann kucken wir mal... Steig mal ein. - Nein, links. Der Pilot sitzt links.". War mir irgendwie schon klar - aber ich hatte mich mehr auf eine "Passagier mit gewissen Vorzügen"-Rolle eingestellt. Coole Überraschung! Ich fädle also meine 1,88m ein und was soll ich sagen... Es ist halt schon kein Fauteuil. Aber man gewöhnt sich rasch dran. Wieder ein paar Erklärungen/Fragen zu den 30 Knöpfen, Rädchen und Schaltern (wieder Rückfragen/Antworten von mir, die den Fluglehrer zur Frage veranlasst "Aber Segelflieger bist du schon geflogen?" - "Nö, das also überhaupt nicht.").

Mein "Arbeitsgerät", die Remos GX

Master ON, Positionslichter ON, Benzinpumpe ON - Prop Clear! *Vrrrrrrrrrrrrrrrrrr*. Wir brettern los, melden über Funk, dass wir nun gerne zum Pistenanfang fahren möchten. Da Mollis keinen Traffic Controller hat, melden wir das auf der Platz-Frequenz, auf der jeder mithören kann/soll/muss. Keine Antwort. Das und ein geschulter Blick nach links und recht reicht uns als Bestätigung und wir fahren Richtung Süden zum Holding Point bei Piste 01. Es folgt eine kurze Erklärung, dass man die Kontrolle mit *Your Controls* an den neben sich abgeben kann, was ich spontan mit *I have Control* bestätige. Wieder der ungläubige Blick vom Fluglehrer, diesmal aber mit dem Hinweis "Bis letztes Jahr wäre das die korrekte Antwort gewesen - jetzt sagt man nur noch *My Controls*. Warum kennst du sowas?" "Generelles Interesse an allem was mit Fliegen zu tun hat." "Aha... Cool!". Die Zeit ist reif für meine erste Amtshandlung: Schlangenlinien fahren - das Seitenruder und das bewegliche Vorderrad machen's möglich. Alles was nötig ist, sind die beiden Fusspedale. Der Flieger bleibt auf dem Asphalt, mein Grinsen erreicht die Ohrläppchen, die Controls wandern wieder zurück zum Meister.


Am Holding Point angelangt gibt's nochmals ein paar letzte Checks, die Klappen werden ausgefahren und dann geht's los. Vollgas, ein leichtes Ziehen am Stick und bevor ich's richtig realisiere sind wir schon 700 Fuss gestiegen (ja, in der Luftfahrt wird mit genormten Füssen gerechnet). Der Steigflug findet dann mit 60 Knoten statt (ja, in der Luftfahrt werden nebst Füssen auch alte nautische Werkzeuge zur Referenz genommen).

Big Brother is watching you...

Wir schaukeln am Kerenzerberg vorbei, suchen uns eine ruhige Luftschicht und finden sie im Abstand von ca. 5000 Füssen irgendwo über Schänis. Mein Adlerauge erspäht einen Segelflieger, noch bevor das FLARM (Kollisionswarner) ihn entdeckt und wir lassen ihn seinen Aufwind suchen, während wir den Zürichsee erreichen. Kurz vor Rapperswil heisst's dann wieder *Your Controls* und ich erdrossle den Stick mit meiner linken Hand. Das sei ganz normal bei Anfängern, meint der Meister neben mir. Erstaunlich wenig Bewegung benötigt's dann um die Fluglage zu ändern. Mit homöpathischen Mengen an Lenkbewegungen fliegen wir über Rapperswil und den Seedamm. Eine erste Theorielektion zum Thema Parallaxenfehler später schwenken wir wieder ein in Richtung Linthebene. Die Positionsmeldung über Bilten, dass wir jetzt dann wieder nach Mollis kommen und wie hoch wir fliegen, eine scharfe Kurve nach rechts und wir fliegen direkt auf die Steilwand vom Rauti zu. Ein mulmiges Gefühl. Wir schwenken ein in den Gegenanflug und überfliegen Netstal. Auf Höhe von Riedern drehen wir in den Queranflug und fliegen wieder direkt auf eine Wand zu; diesmal ist es der Steinbruch der Kalkfabrik. Die Klappen werden Schritt für Schritt gesenkt, wir lenken in den Endanflug ein. Fuss um Fuss kommen wir der Piste näher und kurz vor dem Touchdown werden wir von einer Böe erwischt und ordentlich geschaukelt - aber schon Sekunden später setzen wir sanft auf.

Wir schieben den Flieger in den Hangar, wischen noch kurz 20 tote Käfer weg und machen uns an's Debriefing. Der Fluglehrer meinte dabei, dass er sich natürlich freuen würde, wenn ich mich dann auch für die Ausbildung entscheide. Der Entscheid ist für mich aber schon gefallen.

Ich lerne Fliegen.


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"Die Drei von der Flugschule"