Der Winter neigt sich dem Ende zu, das Wetter bleibt klar - Zeit sich wieder mal nach Mollis zu begeben um ein Fliegerchen zu mieten. Mal schauen ob ich das noch kann. Denn im Hinterkopf hat sich das schlechte Gewissen festgesetzt, dass ich schon einen arg langen Unterbruch habe. Sechs Monate werden von der ecoflight erlaubt, danach muss man einen Fluglehrer buchen, damit der mit einem kritischen Auge das fliegerische Können bewerten kann. Aber keine bange, ich habe noch bis April Zeit. Was ich aber sicher nicht mehr darf: Passagiere mitnehmen. Da braucht's ja 3 Landungen in den letzten 3 Monaten - und das habe ich nun definitiv nicht mehr. Zumindest nicht im echten Leben - im Flugsimulator auf dem PC zu Hause bin ich um den Stromboli und die eolischen Inseln geflogen und dann in Capo d'Orlando ein paar Landungen gemacht. Tolle Piste, direkt am Meer. Aber ich glaub die Landungen zählen nicht so richtig für's BAZL.
Anyway, am 20.03. war's zwar frisch aber sonst ein supertoller Tag. Auf den späteren Nachmittag hin war einsetzender Föhn angesagt, aber das kann einen alten Luftmann nicht erschüttern. Und mich auch nicht. Andere Piloten offenbar schon, denn rund um mich herum werden die Reservationen gecancelt. Ich prüfe nochmals das Wetter, bin mir der potentiellen Gefahren bewusst und überlege mir eine alternative Route. Geplant hatte ich eh nur einen "Angewöhnungsflug" den Walensee hoch und durch's Toggenburg zurück und die heiligen drei Landungen in Mollis. Aber da beim Rheintal könnte es dann schon langsam anfangen zu holpern. So vom Föhn her halt. Notfalls kehre ich halt einfach um und der Flug wird kürzer. Gut, ich bin mit meiner Planung zufrieden, los geht's!
Bis KTT mal läuft vergehen ein paar Minuten mehr als noch letztes Jahr. Ich mache jeden Check bewusster und nehme mir die Zeit. Stress habe ich ja keinen und nach mir hat den Flieger niemand. Wenn's dann halt knapp wird mit dem Ende der Reservierung ist's dann auch nicht so schlimm. Gemütlich zuckele ich hoch zum Run Up an der Piste 01, winke einem E-Biker zu der mit seinem Handy auf mich (oder vielleicht eher auf das Flugzeug?) zielt. Ein Blick auf den Windsack - leichter Nordwind - und dann ordere ich Vollgas vom Maschinenraum. Sekunden später ziehe ich am Kerenzerberg vorbei, steige dank der kühlen Luft und fehlendem Passagier non-stop auf meine heutige Reiseflughöhe von 7500 Füssen und dann ist der erste Teil von meinem Flug auch schon abgehakt. Der Föhn zeigt sich hier noch nicht, ich schwebe butterweich dahin in Richtung Sargans. Auf der Frequenz von Bad Ragaz ist einiges los, aber alles passiert weit unter mir. Der Wind zeigt sich auch hier nicht, also entscheide ich mich für das Toggenburg. Genug Höhe zur Umkehr hätte ich, Wolken hat's auch keine. An den Churfirsten vorbei schaukle ich in Richtung Amden, kündige Mollis meine Ankunft an und habe direkt einen Verfolger im Nacken. Aber ich sehe ihn schon früh und nach meiner ersten Landung ist er dann weg. Im Anflug auf den Kessel hinter Mollis sehe ich dann die Aufbauarbeiten für die Arena vom ESAF 2025 - dort wo's Ende August ein paar Hosenlupfe geben wird. Und vermutlich mehr Besucher erwartet werden als jemals zuvor im Glarnerland. Das wird ja heiter werden...
Die beiden nächsten Landungen werden immer besser, allerdings spüre ich den strengen Blick und den bissigen Kommentar von Urs, auch wenn er nicht mal neben mir sitzt. "Mehr Flare...", "keine 3-Punkt-Landungen...", "rechter Fuss...". Hach ja. Aber ich bin unten, Flugzeug ist ganz geblieben, Pneus sind noch rund - passt schon. Damit ist die Saison erfolgreich eröffnet und der Passagierbetrieb könnte wieder aufgenommen werden. Wenn ich dann Zeit hätte. Und das Wetter stimmt. Und ich keine Termine im Büro habe. Und ein Flieger frei ist. Und, und, und...